Hätte so gern schon so lange was geschrieben.

Und jetzt mach ich es auch. Ich hatte schon vor ewiger Zeit im Blog von Sebastian Dickhaut (link siehe rechts) zu diesem Posting
http://www.rettet-das-mittagessen.de/blog/?p=774

folgenden Kommentar geschrieben:

Wer des Englischen sehr mächtig ist sollte sich folgendes Buch anschauen: “In Defense of Food”, geschrieben von einem Herrn Michael Pollan und gerade frisch auf dem Markt. Obwohl es für den amerikanischen Markt geschrieben wurde und auch dieses genauer beleuchtet, kann man einige Parallelen zu unserem Koch und Essverhalten ziehen. Wir (als Gesamtgesellschaft) achten immer mehr auf unsere Gesundheit, wollen nur das richtige Essen um dünn und fit zu sein und doch werden wir immer fetter. Die sogenannten Wohlstands-Krankheiten häufen sich, auch in der dritten Welt. Herr Pollan beleuchtet genau die Machenschaften der Food-Industrie wenn es darum geht Ernährungsguidelines festzulegen. Ebenfalls unter seine Lupe kommt die Dreifaltigkeit der Industrie, Wissenschaftler und Journalisten die Essen von einem einfachen natürlichen Prozess in eine nur auf Nährwerte schauende Ideologie umgepolt hat. Aus Essen wurde ernähren, und daraus wurde wie er es nennt Nutritionism- “Nährwertismus.”

Für alle die verlernt haben wie man sich gut und gesund ernährt ohne allen falschen claims hinterher zu laufen gibt er diesen Rat:

Eat food. Not too much. Mostly plants.

Ich finde das macht Sinn. Auch, und vielleicht gerade, weil es so simpel ist.

Es sind nun schon 6 Wochen vergangen seit ich das schrieb und seitdem hat Herr Paulsen einen Bericht über Thilo Bodes Buch "Abgespeist" abgeliefert (link http://antsinp.antville.org/stories/1775959/
ich kann kein html).

Was wollte ich sagen?
Ach ja.

Der Unterschied dieser Bücher ist klar erkennbar:
"In Defense Of Food" geht das Problem der schlechten Ernährung konsequent an. "Ja, wir werden belogen, aber wir wollen es auch so." ist hier der Grundtenor, denn Pollan hat erkannt dass die Industrie nur eine Teilschuld trägt. In unserem Wahn schlank, schön und erfolgreich zu sein haben wir, die Konsumenten, das auf den Teller bekommen was wir verlangten. Das die Industrie damit noch mehr Geld verdienen kann als mit "echten" Lebensmitteln ist einer von vielen Gründen warum diese Industrie unseren Wünschen so gerne nachkommt.

Aber Pollan liefert auch Lösungen, ohne gleich in utopische Schwelgerei zu verfallen. Zu einem sein Motto. Er rät zu eigenem Anbau (vielleicht etwas optimistisch) gewähltem Einkauf und auch mal Verzicht.

Bode geht da anders ran: Die Verantwortlichen der Lebensmittelindustrie sind nur Betrüger. Fertig. Aus. Das wars.

Nein Sie sind geschäftlich vielleicht etwas zwielichtig, verkaufen kann man aber nur das was der Kunde will. Und der will billig.

Ich schweife kurz ab: Ich verdiene mein Geld damit Lebensmittel hübsch zu machen. Meist für Zeitschriften, aber auch für die Werbung.

Ich habe in meiner werblichen Tätigkeit noch nie ein Produkt in den Händen gehalten, das auch nur entfernt an das erinnerte was später, dank meiner Hilfe, oder der anderer Food-Stylisten, auf der Verpackung abgebildet wurde.

Wenn ein Mercedes vergleichbar schlecht gebaut werden würde, wie ein Lebensmittel, würden die Käufer die Niederlassungen abbrennen. Die Fleischstücke sind grau? Die Tomaten rehydriert? Egal. Aber wenn der Kotflügel des Neuwagens gelb wäre der Rest des Wagens aber schwarz, würde keiner den Wagen annehmen. Im Laufe eines Lebens geben wir für unsere Ernährung sicher mehr aus als für Neuwagen, trotzdem schlucken wir alles was uns geboten wird. McD, Nordsee und andere sind nur die Spitze des Eisbergs (ok, da hat Bode recht) es sind auch schlechte Fleischer, Gefrierfisch verkaufende Wochenmärktler und aufgepasst! der Gemüseladen an der Ecke, die uns mit schlechter Ware abspeisen, aber wir kaufen es!

Bodes Ansatz das alles nur schlimm ist, teile ich nicht. Und sein Fazit das wir uns zwar wehren können, ein Sieg über die Industrie eher ausgeschlossen ist, auch nicht.

Lesen Sie Pollans Buch, werden Sie Mitglied bei Utopia, lernen Sie kochen und bringen Sie es Ihren Kindern bei. Machen Sie sich frei von der Industrie. Es lohnt sich.

Dann wäre noch das hier:

http://www.pundo3000.com/werbunggegenrealitaet3000.htm

projekt1_erasco-gruenkohl
Herr Paulsen - 10. Apr, 19:45

Ich finde Ihre Kritik an Bodes Buch etwas unglücklich, vielleicht funktioniert auch einfach der Vergleich nicht, denn Bodes Buch ist wichtig und gut, es beschreibt die Zustände vor unserer Haustür, in Europa, in Deutschland. Ich empfehle interessierten Verbrauchern weiterhin sehr stark es aufmerksam zu lesen.

"Bode geht da anders ran: Die Verantwortlichen der Lebensmittelindustrie sind nur Betrüger. Fertig. Aus. Das wars.", schreiben Sie.
Mitnichten. Bode beschreibt die intensive Verzahnung von Lebensmittelindustrie und Politik, europäischer Agrarpolitik, sowie deren Auswirkung auf unsere Gesundheit bis hinzu den entsetzlichen Auswirkungen auf die sogenannte Dritte Welt. Das ist hochkomplex und beängstigend. Und Bode rät uns, uns zu organisieren.

Wer danach als Verbraucher weiterhin glaubt er habe noch irgendeine Teilschuld an irgendetwas, den beruhige der höchst beunruhigende Film:

http://www.thefutureoffood.com/

Die Zerstörung unserer Nahrungsmittelressourcen, der Länder der dritten Welt und unserer Gesundheit bekommt die Nahrungsmittelindustrie ganz alleine hin. Stichworte sind Gen-Food und Patentrecht auf lebende Organismen. Der Motor ist Geldgier und nicht unsere Bedürfnisse. Der Film ist jetzt auf DVD in deutschen Videotheken erhältlich (und auch in einer deutschen Version abspielbar).

loco en la cocina - 11. Apr, 11:05

Es war spät, und ich brauchte das Geld...

Ihre Einwände explizit auf dieses Buch gerichtet, sind richtig und kommen bei mir an. Dass dieses Buch nötig ist, leugne ich nicht und ich bin froh es gelesen zu haben. Vielleicht bin ich etwas unklar in meinen Äußerungen zu Bodes Buch gewesen, und auch etwas unsachlich. Denn die Probleme die ich mit Bodes Buch habe sind eigentlich nicht nur mit eben diesem Buch:

Mir scheint in Deutschland eine sachliche Diskussion zu diesem Thema (und ganz vielen anderen, aus anderen Themenbereichen) kaum möglich zu sein, denn es herrscht eine polemische Grundhaltung der Autoren und Zeitschriften vor.
Und diese ist reaktiv. Egal ob "Bild", "Der Spiegel" oder "taz".

Wir müssen uns "wehren", ..."von der Lebensmittelindustrie systematisch vergiftet" "...die Lobby arbeitet gegen die Interessen der Verbraucher" etc. sind Aussagen die schon eine Schranke zwischen den "Gegnern" aufbauen. Dass die Industrie ihre eigenen Interessen nach vorne stellt ist doch klar, wenn irgendwann Lobby und Verbraucher die gleiche Meinung haben, oder beide Nutzen an einer Sache haben können wird sich die Industrie nicht trotzig gegen die Verbraucher stemmen. Sie arbeitet also nicht gegen uns als Prinzip sondern für sich. Das ist alles nur eine Frage der Formulierung und der Meinungsbildung.

Am Ende des Buches im Kapitel "Kunden an die Macht" schreibt Bode, dass es letztlich Aufgabe der Politik sei, die Missstände zu bereinigen, als Käufer können wir nichts verändern, auch mehr Geld für Lebensmittel auszugeben wäre keine Lösung."

Und der Leser kann sich nach der Lektüre von etwa 240 Seiten entspannt zurücklehnen und sagen, "Wir konnten ja nichts tun, die Politik hat versagt."

Humbug.

Wenn man etwas verändern will, dann sollte man es tun weil es das Richtige ist. Nicht, weil das was die Industrie macht, falsch ist. Wandel kann nur durch eine innere Überzeugung herbeigeführt werden, die eigentlich schlussendlich egoistisch ist. Wenn ich für meine Familie die Entscheidung fälle, nur noch Bio-Lebensmittel zu kaufen (und ich habe glücklicherweise die finanzielle Freiheit das zu tun, darüber bin ich mir im Klaren, dafür haben wir nur einen Fernseher, keine Playstation etc.) dann tue ich das weil ich davon überzeugt bin das es richtig ist.

Es geht um Prioritäten. Mir sind Lebensmittel die nicht krankmachen wichtiger als Alufelgen. Aber so lange diese Haltung nur von einer Minderheit geteilt wird, wird sich an der Lage unsere Lebensmittel nichts ändern.

Update:

Haben wir wirklich eine 2-Klasse-Gesellschaft wenn es um Lebensmittel geht?

Wenn wir nach Frankreich fahren, erfreuen wir uns an den tollen Lebensmitteln, den gut sortierten Märkten, artisanale Käse, großartige Wurst und so fort.

Stellt man sich die Frage wieso gibt es das da und kaum bei uns?, bleibt nur eine logische Antwort: Weil es den Franzosen WICHTIG ist. Wichtig täglich Lebensqualität zu spüren. Wichtiger als einmal im Jahr 3 Wochen all inclusive in die DomRep zu chartern.

Und weil die Franzosen, großteils, noch was damit anfangen können.

Fakt ist wer kochen kann, kann sich günstiger ernähren als wenn er industrielle Produkte kauft. Aber solange man fertig-zubereitete Dönerteller in die Mikrowelle schiebt, wird man keine wirkliche Kontrolle darüber haben, welche Güte die verwendeten Lebensmittel haben.
fressack - 12. Apr, 00:48

Ich sehe schon, Ihr zwei werdet schon mal ein Gesprächsthema haben am 19.
Das wird lustig.

Herr Paulsen - 12. Apr, 11:37

Sie meinen wir müssen da mal eine dritte Meinung einholen?
loco en la cocina - 12. Apr, 13:40

Dritte Meinung? Dann lieber gleich 42 weitere dazu!.

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